Design für Aufsteiger: Schicke Treppen

© blickpixel / Pixabay
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Seit Jahrhunderten sorgen Treppen für den großen Auftritt: ob in den ausladenden Aufgängen viktorianischer Villen oder in den prächtigen Entrees Charlottenburger Jugendstilhäuser. Allerdings ist ihre repräsentative Funktion in den vergangenen Jahrzehnten ein wenig in Vergessenheit geraten. Erst mit der zuletzt ansteigenden Quadratmeterzahl, die den Deutschen durchschnittlich zur Verfügung steht, kommt auch der Trend zu ausladenderen Treppen wieder in Schwung.

Nach wie vor entscheidet zwar meist der vorhandene Platz über den Treppengrundriss, doch ob gerade oder gewendelt ist auch eine Geschmacksfrage. „Bei geraden Treppen ist die Lauflinie in der Mitte und sind Stufen immer gleich groß“, sagt Andreas Schubert vom Berliner Treppen-Studio. „Darauf läuft es sich bequemer.“ Dagegen benötigen viertel- oder halbgewendelte Treppen weniger Platz, ihre Stufen sind jedoch an den Seiten unterschiedlich tief, der Laufkomfort geringer. Und auch der Geh-Rhythmus ist weniger gleichmäßig. Schubert sieht gerade  Treppen im Trend: „Ihre aufs wesentliche reduzierte Form steht für das Bedürfnis vieler Hausherren nach Klarheit in der Gestaltung.“ Außerdem sind sie aufgrund ihres Komforts für Kinder und ältere Menschen besser geeignet.

Auch wenn ein 90-Grad-Winkel zwischen den Etagen zu überwinden ist, muss man nicht auf gerade Formen verzichten. Ein Podest zwischen zwei Treppenteilen verbindet über Eck und schafft einen weiteren, je nach Größe vielseitig nutzbaren Raum. Insbesondere beim Ausbau von Dachgeschossen sind dennoch gewundene Spindeltreppen nach wie vor beliebt. Allerdings sparen sie kaum Platz – zumal sie ihre volle optische Wirkung erst freistehend und großzügig geplant entfalten.

Geländer aus Glas oder Gipskarton

„Bei unseren Kunden sind vollständig aus Holz gefertigte Varianten derzeit out“, sagt Andreas Schubert. Besonders gern gekauft würden dagegen Treppen aus einem Materialmix. „Die Stufen aus Holz und das Geländer aus Stahl ist eine typische Kombination.“ Auch farblich abgesetzte Stufen oder Geländer mit horizontalen Stäben lägen derzeit im Trend. Eine weitere Variante sind Treppen mit Geländerwand, wie man sie etwa aus Museen kennt. „Dafür wird eine Stahlkonstruktion auf beiden Seiten mit einer Gipskartonwand beplankt“, so Schubert. „Diese geschlossene Form wirkt besonders harmonisch.“ Das Gegenstück dazu sind Geländer aus Glas: offene, selbsttragende Konstruktionen, die auf Stahlpfosten gänzlich verzichten.

Einfachheit ist auch für Holztreppenspezialist Thomas Jung, Geschäftsführer der nach ihm benannten Firma, das gestalterische Gebot. „Geländer mit gedrechselten Pfosten bestellt heute kaum einer mehr.“ Dagegen stehen dunkle Hölzer, allen voran Mahagoni und Rüster, wie man das Holz der Ulme nennt, hoch im Kurs. Auch im Detail gibt es Neues: So verzichtet man gern auf die Pfosten auf der ersten und der letzten Stufe und lockert so das Bild auf. Auch das beim Bootsbau abgeschaute Relingprinzip sei sehr beliebt: „Bei Handläufen verwenden wir immer häufiger Stahl oder Seil anstatt Holz.“

Preislich liegt das individuelle Angebot der Treppenbauer erheblich über dem Baumarktpreis. Allerdings weist Andreas Schubert auf die versteckten Kosten hin: „Oft werden Treppen mit zwölf Steigungen angeboten, dabei braucht man in einer klassischen Geschosshöhe 15 Steigungen.“ Für eine gerade oder viertelgewendelte Geschosstreppe in Stahl-Holzkombination rechnet Schubert mit etwa 4 000 Euro, individuelle Beratung und Anfertigung inklusive. Teurer wird es, wenn geschwungene Geländer dazukommen. Einfache Holztreppen aus Buche vom Fachmann kosten etwa 2 400 Euro. „Ob gerade oder gewendelt, macht für uns keinen Unterschied“, so Thomas Jung. Viel entscheidender für den Preis sei das verwendete Holz.