Keimfreie Zone: Schimmel ist ein weitverbreitetes Problem
|Baufachleute beobachten es schon lange, nun hat es eine Studie der Universität Jena nachgewiesen: Über zwanzig Prozent der Häuser und Wohnungen in Deutschland sind von Schimmel befallen. Streit herrscht darüber, wer Hauptverursacher des Problems ist.
Während nach einer Befragung von Baussachverständigen durch die Gesellschaft für Technische Überwachung mehr als die Hälfte aller Schimmelbefälle durch die Bewohner verursacht werden, sehen Bauingenieure das ganz anders: Etwa 90 Prozent aller Schimmel seien bauwerksbedingt. Dabei geht es nicht um reine Schuldzuweisungen, je nach Ursache müsse man auch eine Sanierung in Betracht ziehen.
Schimmel an der Oberfläche – dahinter versteckt sich meist mehr
Falsches Lüften erzeugt vor allem oberflächlichen Schimmelpilzbefall. Zu erkennen ist der am muffigen Geruch im Zimmer und an den schwarzen Flecken an der Wand. Die einfachste Methode, den Schimmel zu beseitigen, ist das Wegschneiden der Tapete. Allerdings kommt dann in den meisten Fällen eine ganze Historie des Pilzbefalls zutage. Oft wurde nur drübergepinselt oder tapeziert und man sieht an der Wand, dass es hier schon lange schimmelt.
Schimmel – Konsequente Sanierung
Dann helfen nur konsequentere Sanierungsschritte. Ist die befallene Stelle größer als ein halber Quadratmeter, lässt man besser einen Profi ran. Der wird in den meisten Fällen den Raum großflächig mit einem Wasserstoffperoxid oder einer 70- bis 80-prozentigen Alkoholmischung einnebeln. Die Mittel sind für Menschen ungefährlich, tötet aber innerhalb von zwanzig Minuten das Pilzmycel ab. Danach könne man das verbleibende Pilzgewebe abwischen. Wichtig sei, auch persönliche Sachen aus dem Raum zu reinigen. Kleidung ist bei sechzig Grad zu waschen und was man nicht reinigen kann, sollte man wegwerfen.
Dem Schimmel den Nährboden entziehen
Allerdings ist selbst bei diesen Maßnahmen kein steriler Raum zu erwarten. Konzentrationen von einigen Tausend Sporen pro Quadratmeter sind völlig normal. Zu hohe Konzentrationen aber können laut Bundesumweltamt allergische Reaktionen wie Schleimhautreizungen, Husten, Kopfweh oder Müdigkeit bis hin zu Asthmaanfällen auslösen. Aus diesem Grunde raten Fachleute dazu, die Ursache des Schimmelbefalls zu beseitigen. Denn Schimmel weist auf Feuchtigkeit in der Wand hin – grundsätzliche Baumängel entstehen besonders bei Umbauten. Früher nahmen alte Holzschränke und die Holzdielen überschüssige Feuchtigkeit auf – eine Funktion, die beschichtete Pressspanregale und Laminat nicht mehr leisten.
Raumfeuchte verhindern – Schimmel vorbeugen
Eine Möglichkeit, Raumfeuchte zusätzlich zu binden, sind sogenannte Klimaplatten. Diese Platten aus Calciumsilikat sind besonders diffusionsoffen, dämmen zusätzlich die Wand und sind gegen Schimmelpilz behandelt. Eine gänzlich neue Lösung für das Problem bietet die Firma Vallovapor an. Unter dem Namen Akacid vermarktet sie ein wasserlösliches, positiv geladenes Polymer, dass sich an die negativ geladenen Zellwände der Pilze andockt und so deren lebenswichtigen Nährstofftransfer unterbindet. Da das Mittel als besonders feiner Nebel versprüht wird, erreicht der Wirkstoff auch schwer zugängliche Ritzen. Zudem trockne die für Mensch und Tier ungiftige Lösung schnell ein – Geräte und Einrichtungsgegenstände könnten im Raum verbleiben. Zurück bliebe eine mikroskopische Wirkstoffschicht, die den Schimmel auch präventiv abtöte. Entgegen herkömmlicher Mittel vermindert dieses Produkt die Keim- und Schimmelbelastung auf etwa zwanzig Einheiten pro Kubikmeter und verschafft so gerade auch Allergikern nachhaltig bessere Luft. Dort jedoch, wo die Bauausführung eine erneute Schimmelbildung begünstigt, kann auch diese Maßnahme eine grundlegende Sanierung lediglich hinauszögern. Sonst beginnt man den Kampf gegen den Schimmel jeden Winter aufs Neue.
Kosten der Schimmel-Desinfektion
Die klassische Raumluftdesinfektion kostet je nach Zimmergröße zwischen zwei und sechs Euro pro Kubikmeter. Der Preis für die Klimaplatten liegt bei etwa fünfzig Euro pro Einmeterzwanzig mal Einmeterzwanzig-Platte und bei der Vernebelung des Wirkstoffs Akacid sind zwei Anwendungen im zeitlichen Abstand empfohlen, die etwa zehn Euro pro Kubikmeter Raum kosten.
Schimmel: Verbraucherzentrale-Ratgeber
Wie vermeidet man Schimmel in den eigenen vier Wänden, was kann man gegen Befall tun und welche Baumaterialien sind besonders betroffen? Fragen, denen sich dieser Ratgeber widmet. Feuchtigkeit und Schimmelbildung in Wohnräumen, vom Bundesverband Verbraucherzentrale, 17. Auflage 2014, 112 Seiten, 9,90 Euro.
Hilfe Schimmel: Bundesumweltamt-Ratgeber
Auch das Bundesumweltamt bietet einen Ratgeber, den man in gedruckter Form bestellen oder kostenlos aus dem Internet herunterladen kann.
www.umweltbundesamt.de