Zeichen an der Wand: Kalligraphie für Wohnwände

© stux/pixabay
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Poster, Bilder, Fotos: In fast jeder Wohnung hängen sie an der Wand. Individueller sind dagegen kalligrafische Werke. „Damit eine kalligrafische Arbeit in den Raum passt, sollte man sich über Inhalt, grafische Gestaltung und Raumwirkung klar werden“, sagt Joachim Propfe, Schriftkünstler vom Atelier für Farbgestaltung und Kalligrafie. So könne ein Text über einem niedrigen Möbel die Funktion eines Bildes übernehmen, eine lang gestreckte Zeile aber auch als Bordüre fungieren.

Welche Untergründe eignen sich am besten?

Besondere Herausforderungen der Wandgestaltung setzen die Untergründe: glatte, leicht raue und saugende Flächen lassen sich gut bearbeiten, grobe Raufaser oder Glasgewebetapeten hingegen schwieriger. „Ist die Oberfläche stark strukturiert, wird es besonders bei kleinen Schriften schwer, saubere Formen zu erzielen“, so Propfe.

Was ist bei der Raumwirkung zu beachten?

Welche Formen bestimmen den Raum, sind die Möbel rustikal oder eher modern, gibt es Ornamente oder flächige Designs? An solchen Faktoren sollte sich die gewählte Schriftart orientieren. Wichtig ist auch die Augenhöhe des Betrachters: Die beträgt im Durchschnitt 1,60 Meter bei stehenden und 1,20 Meter bei sitzenden Personen. Besteht der Text aus einer Zeile, dann platziert man ihn etwa in dieser Höhe. Bei einer wandfüllenden Gestaltung empfiehlt Propfe, den kompositorischen Schwerpunkt ebenfalls in Augenhöhe zu halten. Auch die Raumgröße hat Auswirkungen: Je weiter weg der Betrachter von der Wand wegsteht, desto größer können die Buchstaben sein. Für Fließtexte und Gedichte rät Propfe zu ein bis fünf Zentimeter großen Schriften, abhängig von der Schriftart.

Welche Schriften kann ich verwenden? Gehen auch Fraktur, Serifen und Kursive?

Die Wahl der Schrift ist vor allem Geschmacksache. „Natürlich hat sich für eine Einrichtung im Bauhausstil eine serifenlose Antiqua bewährt. Allerdings kann eine verschnörkelte englische Schreibschrift hier auch einen spannenden Akzent setzen“, so Propfe. Die Schönheit eines Schriftbildes ergebe sich durch die richtigen Proportionen von Höhe und Breite sowie durch die Abstände der Buchstaben und Wörter. Vom Ausmessen der Buchstabenabstände rät der Designer ab. Nicht dieselbe Entfernung von einem zum anderen Buchstaben sei entscheidend, sondern die gleiche dazwischenliegende Flächengröße. Hier helfen keine mathematischen Grundregeln, sondern das gestalterische Auge. Für die Wortabstände gilt: Um Löcher im Text zu vermeiden, sollte zwischen zwei Worte immer noch ein „i“ passen.

Welche Farben passen für Wohnräume?

Schriftkünstler Propfe empfiehlt, Farben aus der Einrichtung aufzugreifen und durch Beimischen von Weiß oder Schwarz Nuancen der Grundfarbe zu schaffen. Farben wirken auf Wänden intensiver als auf Papier, deshalb rät der Gestalter zur Zurückhaltung. „Ideal für Wohnräume sind Farbtöne mit einem Buntanteil zwischen fünf und 30 Prozent nach dem Natural Colour System.“ Schwarz sollte höchstens auf kleinen Wandflächen eingesetzt werden. Ein Test erleichtert die Wahl: Der Farbton wird dazu auf ein etwa ein Quadratmeter großes Stück Packpapier gestrichen und an die Wand gehängt.

Welchen Pinsel sollte ich verwenden?

Zum sauberen Schreiben mit einem Pinsel braucht es einige Übung. Wichtig zu beachten: Ein satt getränkter Pinsel schreibt breiter als ein fast leerer. Deshalb rät Propfe bei Schreibschriften zu Rundpinseln oder aber zu Spitzpinseln, wie sie für Öl, Acryloder Aquarellmalerei angeboten werden. Damit lässt sich auch Dynamik ins Schriftbild bringen: Je nach ausgeübtem Druck kann man damit eine feine Haarlinie oder ein breites Band schreiben. Vorteile breiter Flachpinsel: Sie haben einen schönen Strich, halten viel Farbe und liefern saubere Kanten. Mit ihnen arbeitet man langsamer.